Raron · Felsenkirche St. Michael

Raron, ein kleines Dorf im Oberwallis, nimmt eine Sonderstellung ein, da der Ort über zwei Pfarrkirchen verfügt: eine aus dem 16., eine aus dem 20. Jahrhundert. Die ältere (Anfang 16. Jh) "auf der Burg" wird hier ausführlich vorgestellt, die jüngere Kirche - direkt unter der Burgkirche - ist ganz in den Fels gesprengt worden und eine architektonische Rarität.

1979 erschien eine kleine Broschüre, herausgegeben von der Pfarrei, woraus nachfolgend - mit freundlicher Genehmigung - die Gedanken des Präsidenten der Baukommission Imboden und des Architekten Donat Ruff wiedergegeben sind. Der Grundriss ist ebenfalls dieser Broschüre entnommen und weiter bearbeitet.

Inhalt

Hinweise, Übersicht etc.

Informationen zur Kirche auch auf der Website der Kirchgemeinde
und bei MySwissalps

Warum eine neue Kirche in Raron und warum eine Felsenkirche?

Adolf Imboden, Präsident der Baukommission

Diese Frage werden sich wohl ein grosser Teil der Freunde und Besucher unseres Dorfes stellen, wenn sie die majestätische Kirche auf dem Burghügel sehen und besuchen. Sicher ist uns Rarnern die Kirche «uf der Burg» ans Herz gewachsen und wir sind alle stolz auf das prächtige Wahrzeichen aus dem 16. Jahrhundert.
Leider mussten wir immer mehr feststellen, dass für die seelsorglichen Belange die Lage der Kirche auf dem Burghügel sehr ungünstig ist und immer mehr Bewohner, vor allem ältere Leute, den beschwerlichen Weg über die Stalde hinauf meiden, da auch keine Autozufahrt besteht. Aus diesen Gründen sprach man vorerst vom Bau einer neuen Kapelle im Dorf, mit mindestens 400 Sitzplätzen. In den Jahren 1963/64 wurde am westlichen Fusse des Burghügels das neue Pfarrhaus gebaut, in der Absicht, dass später einmal die neue Kirche ebenfalls hier zu stehen käme, umsomehr als der Boden bereits grösstenteils Eigentum der Pfarrei war.
Nach längerer Zeit des Planens und nachdem bereits fertige Unterla-gen für eine Kirche «im Freien» neben dem bestehenden Pfarrhaus vorhanden waren, wurde vom HH. Ortspfarrer Dr. Arnold die Idee, die Kirche teilweise in den Felsen zu bauen, aufgeworfen und vom Architekten Donat Ruff auch sofort übernommen und weiterverfolgt. Allgemein wurde die Idee der Felsenkirche positiv aufgenommen, aber auch mit viel Wenn und Aber diskutiert, was angesichts der vielen Un-bekannten auch verständlich war.

Für die Felsenkirche sprachen verschiedene Vorteile:
a) vor allem würde das Dorfbild nicht verschandelt; es würde auch keine äusserlich sichtbare Zweiheit geschaffen und das bestehende Wahrzeichen von Raron, die Burgkirche, nicht konkurrenziert,
b) durch das Versetzen der Kirche in den Felsen könnte viel Platz und Boden gespart werden, der dann als Parkplatz und eventuell Friedhof zur Verfügung stünde,
c) eine Felsenkirche wäre auch finanziell viel billiger, vorausgesetzt, dass der Felsen gut ist, was die geologischen Gutachten bejahten,
d) auch gegen Überschwemmungen wäre die Kirche geschützt und könnte anderseits im Kriegsfall als Schutzraum benützt werden.

All diese Überlegungen und eine gute Portion Optimismus bewogen die Verantwortlichen das Projekt «Felsenkirche» voranzutreiben und schlussendlich in Auftrag zu geben. Im Frühjahr 1974 wurde die Kirche nach ca. 3jähriger Bauzeit fertiggestellt und der Bestimmung über-geben. Die ganze Bevölkerung freute sich am gelungenen Werk und hatte dies auch finanziell grossartig unterstützt. Die Kosten der gesam-ten Anlage, inklusive Inventar und Glocken betrugen rund 1,8 Mio. Franken. Diese Summe war bei der Einweihung der Kirche zu zwei Drittel bezahlt und dies ausschliesslich aus freiwillgen Gaben und Zuwendungen der Bevölkerung.

Da sich die Gemeinde an den Kosten nicht beteiligt, hoffen wir, dass die restliche Bauschuld auch weiterhin durch freiwillige Gaben abbezahlt werden kann.

Gedanken über den Bau

Die Felsenkirche aus der Sicht des Architekten Donat Ruff

Der Bau der Felsenkirche in Raron war für mich oft ein sehr schöner, oft ein mühsamer, oft ein fast abenteuerlicher Weg, sicher aber ein sehr langer Weg. 12 Jahre von der ersten Sitzung im damaligen Pfarrhaus auf dem Burgfelsen am 18. November 1962 bis zur Einweihung der neuen Kirche am 28. September 1974.

Kurze Zusammenfassung des zeitlichen Ablaufs des Kirchenbaus:

18. November 1962
Meine erste Zusammenkunft in dieser Sache mit dem damaligen Kirchenrat und mit Gemeindebehörden. Entschieden wurde vorerst nur der Standort einer eventuell neu zu bauenden Kirche und des dazu-gehörenden Pfarrhauses.
1963—1968 In dieser Zeit habe ich insgesamt 5 verschiedene Projekte entworfen, teils im Freien, teils im Felsen. Das letzte dieser Projekte, auf Wunsch des Kirchenrates halb im Felsen halb im Freien.
1964 wurde an dem vorgesehenen Standort vorerst das Pfarrhaus gebaut, dies in Anlehnung an ein Kirchenbauprojekt im Freien.
1968 zwei weitere Architekten unterbreiten ebenfalls ein Kirchenbau-projekt. Der Kirchenrat verlangt von mir ein Modell meines letzter-wähnten Projektes, welches mich nie ganz überzeugen konnte. Ich entschliesse mich zu einem neuen Projekt, welches den Wünschen des Kirchenrates und auch meiner Auffassung gerecht werden sollte. Die Projekte aller Architekten werden im Dorf aufgestellt. Die inzwischen gebildete Kommission schlägt dem Kirchenrat die Weiterbearbeitung meines Projektes vor. Der Kirchenrat, der Landesbischof, die diözesane Kunstkommission, der kantonale Naturschutz und die kantonale Bau-kommission geben ihr Einverständnis zum Projekt.
März 1969 Ich erhalte den definitiven Auftrag zum Bau der Felsenkirche.
November 1970 Auftrag an die Firma Losinger für einen Sondierstollen, Profil 2 x 3 m', Länge 35 m'.
Dezember 1970 Beginn der Arbeiten für den Sondier Stollen.
23. März 1971 Orientierungsversammlung mit anschliesender Ab-stimmung. Die Einwohner geben ihre Zustimmung zum Bau der Felsenkirche.
3. Mai 1971 Beginn des Kavernenausbruchs.
September 1971 Rohausbruch wird fertiggestellt.
Frühjahr 1972 Nachsprengungen, Beginn Felsenverkleidungs- und Dichtungsarbeiten.
Ende 1972 Beginn Baumeisterarbeiten, Fertigstellung Spritzbeton-arbeiten im Innern.
1973 Innenausbau des Kirchenraums im Felsen und des Kirchenvor-baus im Freien. Fertigstellung Felsenverkleidungsarbeiten Hauptzu-gang.
Frühjahr 1974 Fertigstellung der Inneneinrichtung und der Umge-bungsarbeiten.
1. Juni 1974 Erste heilige Messe und Firmung in der Felsenkirche, Glockenweihe.
28. September 1974 Einweihung der Felsenkirche.
1978 Die Kirche erhält einen Taufstein und ein St.-Michael-Glasfenster vom Bildhauer Hans Loretan, Brig.

Grundrisse

1 · Außen

2 · Innen

2.01 - 2.08: Blick zum Altar im Rundgang hinten
2.11 - 2.15: Blick vom Altar in die Kirche (v.l.n.r.)
2.21 - 2.23: Impressionen von der Decke (Spritzbeton)

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3 · Seitenkapelle (Josef / Muttergottes mit Jesuskind)

4 · Die Orgel - Hauptstücke

4.01 + 4.02: Die Orgel. Details inkl. Disposition auf der Website von Peter Fasler
4.11 - 4.14: Taufbecken und Kerzenleuchter, Ambo, Kruzifixus
4.21 + 4.22: Altar
4.23 + 4.24: Michaelsfenster
4.25 + 4.26: Tabernakel

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5 · Kreuzwegstationen

Umlaufend in die Kirchenrückwand eingelassen - wie beleuchtete Schaufenster - sind Fotografien eines Kreuzwegs zu sehen, die im Original in der Kirche St. Theodul in Gampel - nur wenige Kilometer westlich - angebracht sind. Fotos von dort (Kirche fehlt noch auf www.kirchen-online.com). Siehe auch oben Grundriss 2
Details zum Kreuzweg und weitere Kreuzwegdarstellungen hier und hier

Klick auf Bild startet Diashow (14 Bilder) · Deckblatt zeigt Stationen 6 - 12

 

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Impressum

Raron · Felsenkirche St. Michael fotografiert im Juni 2022
© 2022 Foto-Kunst Andreas Keller - Ehrenhalde 14, 70192 Stuttgart
Auf www.kirchen-online.com veröffentlicht am 12.11.2022 (65 Bilder) SDG

Externe Links überprüft: 06.10.2022

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