Ammerbuch-Reusten · Kelterkirche

Inhalt

Allgemeine Hinweise · Links

Chronik der Gemeinde Reusten (Auszug)

um 1140

Erste schriftliche Nennung: (Reichenbacher Schenkung)

etwa 1300

Bau der Kirche (Kapelle) „Zum Heiligen Kreuz" auf dem Kirchberg. Sie ist Tochterkirche der katholischen Kirche St. Stephanus in Poltringen bis 1534 (Reformation)

1534

Reformation: Reusten wird unter Herzog Ulrich von Württemberg evangelisch und in der Folge durch den Pfarrer von Breitenholz betreut

1575

Kelter und Zehntscheuer werden gebaut

1670 - 1814

Reusten ist dem Pfarrer der damals evangelischen Clemenskirche in Poltringen zugeordnet

1760

Umbau und Einweihung der Kelter zur Kirche / Abriss der Bergkirche

1814

Reusten wird erstmals eigenständige Pfarrei

1897

Erste Erneuerung der evang. Kirche

1971

Reusten kommt mit 5 Dörfern zur Gemeinde Ammerbuch

Quelle:
Roland Fakler gab 2001 ein Buch über den Ort Reusten heraus,
stark erweiterte 2. Auflage als E-Book on Demand im Jahr 2020
ISBN-13: 978-3-7386-9510-6
Dort umfangreiche Darstellung der Geschichte des Ortes, seiner Liegenschaften etc.

Informationen

Die Kirche ist ein sehr schönes Beispiel für den spezifisch württembergischen Bautyp der Querkirche, in Anlage und Ausgestaltung typisch für die vielen Querkirchenbauten Württembergs in der Barockzeit.
Siehe: Ulrich Zimmermann: Die Predigtkirche und die Querkirche - Protestantischer Kirchenbau in Württemberg. Eine Studie zur Geschichte und Theologie des Kirchenraums und zur Entstehung zweier Kirchenbautypen; Neulingen 2023, S. 142 ff, 250 ff

Die Kirche wird auf der Website der Kirchgemeinde nicht beschrieben.

Informationen auf TUEpedia. und auf www.kirchbau.de

Auf YouTube findet man ein kleines Video (4'40") von K. Kli, das die Kirchen außen / innen zeigt - mit Klaviermusik unterlegt, ohne Informationen.

Roland Fakler, Zur Geschichte der Kelterkirche

Die Heiligkreuz-Kapelle auf dem Rüster Berg war durch ihre Lage sehr starker Verwitterung ausgesetzt. So war es nur eine Frage der Zeit wann sie baufällig würde. 1749 erschien die dringend nötige Reparatur schon zu teuer. 1753 erging der „hochfürstliche" Befehl, dass die baufällige Kirche, um Unglück zu vermeiden, geschlossen werde. Die Reustener mussten jetzt nach Poltringen in die Clemenskirche. Während der Weg auf den Berg beschwerlich war, war der nach Poltringen zu weit. Man wollte die Kirche im Flecken, in der Dorfmitte, haben. Da bot sich die leerstehende Kelter an. Schließlich kam 1759 nach einigem Hin und Her die „gnädigste Willensmeinung" aus Stuttgart, dass die Bergkirche abgebrochen werden solle und die Handwerker im Dorf den Umbau der 1575 erbauten Kelter in eine Kirche bewerkstelligen sollen. Dabei wurde nicht nur das Holz für das Dach des Turmes von der Bergkirche verwendet, auch Kreuze, Glocken, Bilder und eine große Königskrone überführte man in die Kelterkirche. Am 2. November 1760 war die Einweihung.

Was hatten die Handwerker aus der Kelter gemacht? Die zwei großen Keltertore hatten sie zugemauert und statt ihrer die heutigen zwei Türen mit den Fenstern darüber eingesetzt. Zwei weitere Fenster nach Westen hatten sie durchgebrochen. Die dicke eichene Hauptsäule wurde entfernt. Die Sakristei wurde außen und die Kanzel innen gebaut, mit der Treppe auf der anderen Seite als heute. Über der Kanzel wurde die überdimensionale Königskrone angebracht. Die größte Veränderung war der Bau des Turmes, der viel höher wurde als ursprünglich vorgesehen. Die zwei Glöcklein stammten, wie erwähnt, von der Bergkirche; eines davon, aus dem 15. Jahrhundert, hängt noch heute auf dem Turm. Eine zweite, die 1942 eingeschmolzen wurde, ersetzten die Bürger nach dem Krieg wieder und damit alles besser klingt, wurde danach noch eine dritte Glocke in den Turm gehängt. Geläutet wird heute allerdings nicht mehr mit Seilen wie früher, das würde der schmächtige Turm auch nicht lange aushalten, sondern die Klöppel werden elektrisch an die Glocke geschlagen. Auch das Kruzifix der Bergkirche wurde wieder aufgestellt, ebenso wurden die 15 Ölgemälde wie vorher an der Emporebrüstung angebracht. All dies ist heute noch zu sehen.

Auf der Kirchenbühne, dem ehemaligen Fruchtboden, steht auch noch die Tafel, die zum Gedenken an die Einweihung der neuen Kelter-Kirche durch Pfarrer Scholl 1760 aufgehängt wurde. Eine Erneuerung der Kirche wurde 1897 durchgeführt und die letzte große Erneuerung war 1956/57 unter Pfarrer Müller. Dabei verschwand die Königskrone spurlos.

In der neuen Kirche wurden von jetzt an, wie Pfarrer Scholl schreibt, „alle Sonn- und Werktagsgottesdienste wie Predigten, Kinderlehre, Bettstunden, Taufen, Leich- und Hochzeitpredigten gehalten." Daneben waren in Poltringen, der Mutterkirche, die übrigen Gottesdienste, die feiertäglichen Predigten und die sonntäglichen Kinderlehren. An Feiertagen gingen die Reustener also nach Poltringen in den Gottesdienst; dabei waren damals nur 7 Evangelische in Poltringen, gegenüber 499 in Reusten. Der Pfarrer, der in Poltringen wohnte, war oft unterwegs. So heißt es 1761: „Der Pfarrer bekommt ein beständiges Pferd zum Transport."

Andere Gotteshäuser mögen stattlicher und prunkvoller sein, aber man findet wohl selten einen so gemütlichen und heimeligen Gebetsraum wie in der Kelterkirche von Reusten.

Seit der Reformation also von 1525 bis 1670 war die Reustener Bergkirche Tochterkirche der Breitenholzer Kirche. Von da an bis 1814 war die, inzwischen in die Kelter gezogene, Kirche Tochterkirche der Clemenskirche in Poltringen. Seit 1814 wohnt der evangelische Pfarrer in Reusten und seit 1822 hat er hier ein Pfarrhaus. Auch die Katholischen gehen inzwischen in Reusten zur Kirche, wenn sie überhaupt gehen, denn hier wie überall im Land, sind die Kirchenbesuche rückläufig. An der Schulsteige stand etwa zwischen 1920 bis 1950 ein Haus, das als Methodistenkirche diente. Die Kirche ist dann nach Entringen umgezogen. Damals herrschten noch strenge Sitten. Wer nicht zur Kirche ging wurde von der Gemeinschaft geächtet. Es gab keine geistige Freiheit und keine Toleranz gegenüber Andersdenkenden.

Quelle:
Roland Fakler, Reusten und seine Geschichte (2001 Eigenverlag - vergriffen)

1 · Außen

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2 · Innen Überblick

2.01 - 2.04: Übersicht vom heutigen Eingang zur umlaufenden Empore
2.05 + 2.06: Querblicke
2.11 - 2.15: Wie zu Beginn, nun auf der Empore

 

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3 · Altar - Kruzifix - Taufstein

Bild links: mit / Bild rechts: ohne Parament

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3.03 - 3.05: Altar mit Christusmonogramm (Chi Rho) --> Wikipedia.
3.11 - 3.15: Kruzifix (aus der alten Kirche)
3.12: Taufstein
3.22: Osterkerze

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4 · Emporenbilder: Christus und die 12 Apostel

4.01: Jakobus d.J. (Walkerstange)
4.02: Simon Zelotes (Säge Beil)
4:03: Paulus (Schwert, Buch)
4.04: Evangelist Matthäus (Maßstab Winkelmaß)

4.05: Philippus (Kreuzstab)
4.06: Thomas (Lanze)

4.07: Christus in der Mitte der Jünger

4.08: Andreas (Schrägbalkenkreuz)
4.09: Jakobus d.Ä. (Pilgerstab)
4.10: Bartholomäus (Messer)
4.11: Judas Thaddäus (Hellebarde Steine Keule Beil)
4.12: Petrus (Schlüssel)
4.13: Evangelist Johannes (Kelch mit Schlange)

Attribute nach www.kunstdirekt.net

 

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5 · Dachstuhl & Glocken

5.01 - 5.03: Dachstuhle Ebene 1.
5.05 + 5.06: Dachstuhle Ebene 2
5.07 + 5.08: Dachstuhle Ebene 3
5.09: Treppenstiege zur Glockenkammer
5.10: Läutewerk
5.11 - 5.17: Glocken

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Kleine Glocke

Mittelere Glocke

Große Glocke

Jahr
Maße

um 1300

1767 / 1949
57 cm / 123 kg

1962
65 cm / 177 kg

Bedeutung (Tonhöhe)

Taufglocke (e)

Kreuz-, Zeichen- und Schiedsglocke (fis)

Bet- und Vater-Unser-Glocke (a)

Inschrift

Matthäus Marcus Lucas Johannes
Hemno

O Land, Land, Land, höre des Herren Wort

Er ist unser Friede

Hersteller

Hemmo von Tübingen

H. Kurtz Stuttgart

H. Kurtz Stuttgart

6 · Orgel u.a.

6.01 - 6.05: Orgel der Firma Vier in Oberweier / Schwarzwald (1956)
6.11 - 6.13: Säule auf Empore
6.15 - 6.17: Fensterbild (Adolf Valentin Saile, Stuttgart 1956 - nach einem Entwurf, von Heinrich Müller)
6.21: Gedächtnistafel 1. Weltkrieg (erneuert von Heiner Bauschert, Tübingen 1955/56)
6.22: Gedächtnistafel 2. Weltkrieg (Helmut Uhrig 1951)

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Impressum

Ammerbuch-Reusten · Kelterkirche fotografiert am 27.04.2023
Auf www.kirchen-online.com veröffentlicht am 01.10.2023 SDG
Herzlichen Dank an Roland Fakler für die Überlassung der Texte und Informationen zur Geschichte des Ortes und der Kelterkirche.
sowie an Prof. Dr. Dieter Stievermann für weitere Informationen zur Chronik und Pfr. i.R. Ulrich Zimmermann .
(c) 2023 Foto-Kunst Andreas Keller
Links zuletzt überprüft am 16.08.2023

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