Montreux · Saint Vincent

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SAINT-VINCENT, DIE STADTKIRCHE VON MONTREUX

Montreux war von alters her ein wichtiger Durchgangsort, des Eng- passes wegen, zwischen See und Fluh. So gut wie auf der Klippe von Chillon bereits vor dem Jahr 1000 der Wehrturm stand, gab es auf der Tuffterrasse am Fuße des Gebirgsstocks von Glion bereits ein Kirchlein. Das lateinische Wort für "kleine Kirche" heißt: Monasteriolum, was der Ursprung des Ortsnamens Montreux sein dürfte. Daß einstmals ein frommer Einsiedler in den nahen Tuffsteingrotten gehaust haben soll, das ist pure Legende.

Während der Restauration des heutigen Kirchengebäudes (von 1969 bis 1973) wurden aufgrund der Ausgrabungen Grundmauern von drei verschiedenen Kirchbauten entdeckt. Der erste Bau aus dem VIII. bis IX. Jahrhundert maß etwa 20 auf 8 Meter. Es scheint, daß er einen kleinen, gewölbten Chor hatte. Man fand darin vierzehn Gräber. Die zweite Kirche muß aus der Zeit um 1200 stammen, denn ihr quadratischer Chor zeugt vom Einfluß der Zisterzienser. Sie war vermutlich 23 Meter lang und 11 Meter breit.

DIE HEUTIGE KIRCHE

Im Laufe des XV. und zu Beginn des XVI. Jahrhunderts erhielt das Gotteshaus Saint-Vincent (so benannt nach dem Schutzpatron der Weinbauern) seine heutige Gestalt. Zuerst entstand der viereckige Turm, gekrönt durch eine elegante Turmspitze aus acht dreieckigen Mauerflächen von 7,5 Metern Seitenhöhe. Im Jahre 1473 bekam er seine große Glocke, welche in der Kirche selber gegossen wurde. Eine weitere Glocke kam im Jahre 1630 dazu, und eine dritte um 1827.

Nach dem Turm folgte der dreizehn Meter lange Chor mit seiner viel- eckigen Grundfläche. Der Bau des Kirchenschiffes erlitt eine starke Verzögerung durch die Unruhen und Plünderungen im ausgehenden XV. Jahrhundert im Zusammenhang mit den Burgunderkriegen, in welchen das savoyardische Montreux zu den Besiegten gehörte. Doch hinderte dieser Aufschub die Baumeister keineswegs daran, ihr Werk weiterzuführen und den sehr harmonischen, dreischiffigen Bau zu voll- enden. Dabei hatten die voneinander abweichenden Ausrichtungen von Vorbau, Schiff und Chor schweres Kopfzerbrechen verursacht; ohne Zweifel mußte man sich der Form des Felsvorsprungs und der Beschaffenheit des Gesteins anpassen.

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In den Urkunden ist das Datum des 9. Mai 1524 festgehalten, des Tages, an dem der Bischof von Lausanne, Sebastien de Montfalcon, das Kruzifix der Kirche einsegnete und eine vierzigtägige Gnadenzeit ansetzte. Diese Weihe bedeutete mit Sicherheit, daß die Kirche Saint-Vincent endlich vollendet war. Um 1524 hatte ja die Reformation in Wittenberg und in Zürich bereits begonnen. Im Jahre 1536 setzte sie sich - mit der Eroberung durch die Berner - auch im Waadtland durch, und die Messe in Saint-Vicent wurde abgelöst durch den Wortgottes- dienst.

So, wie er über den Weinbauern des XVI. Jahrhunderts stand, so steht er über dem Stadtvolk des XX. Jahrhunderts, der "temple des Planches", wie ihn die Alteingesessenen von Montreux immer noch nennen - einem treuen Wächter gleichend, der beharrlich auf seinem Posten steht.

Das weithin sichtbare, altehrwürdige Gotteshaus zieht viele Besucher an. Wie staunen sie erst, wenn sie die Vorhalle durchschritten haben und die paar Stufen hinabgestiegen sind ins Dämmerlicht des weiten Schiffs! Wie strahlen da die modernen Kirchenfenster des Waadtländer Künstlers Jean Prahin! Der hohe Raum ist erfüllt von Frieden und Har- monie. Dabei ist das Baumaterial überhaupt nicht einheitlich: die einen Säulen des Kirchenschiffs sind aus hellem, kaum bearbeitetem Tuff- stein, wogegen einige andere aus grauer, mit feinen Linien verzierter Molasse bestehen. Die Bogenrundungen des Mittelschiffs sind aus Tuff, diejenigen des Chors hingegen aus Molasse.

.Quelle: Faltblatt in der Kirche (hieraus wird später noch weiter zitiert)

.1983 erschien im Verlag Editions Corbaz S.A., Montreux ein kleiner, schön gestalteter Bildband: L'ÉGLISE PAROISSIALE ST-VINCENT DE MONTREUX. Texte de Raymond Jenny et Gaston Wagner. Photographies de Gérald Bosshard mit vielen Informationen zur Kirche und ihrer Historie. Diesem Band ist der Grundriß (s.u.) entnommen.

(Keine) Informationen auf der (französischen) Website der Kirchgemeinde

Artikel Montreux im Historischen Lexikon der Schweiz

Außen · Diashow (24 Bilder)

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Grundriss

Innen (1) · Schiff & Chor, Engel, Kanzel, Ambo

Innen (2) · Die Orgel

Der Orgelbauer Rudolf Ziegler von Uetikon/Zh hatte im Jahre 1953 ein großartiges Werk mit 40 Registern geschaffen für Saint-Vincent. Doch veränderte die Restaurierung von 1969 das Innere der Kirche so stark, daß auch das Instrument umgebaut werden musste. Die Traktur der neuen Orgel (1975) war mechanisch, nur die Koppel und die Registerkombination elektrisch. Die nunmehr 42 Register wurden wiederum eingebaut.

2009 wurde diese Orgel ersetzt durch ein neues Werk (op. 641), gebaut von der Fa. Orgelbau Metzler AG (Dietikon) - nun "nur" 24 Register auf 2 Manualen. Die alte Orgel fand eine neue Heimat in Rumänien. Details zu den Instrumenten auf der Website Orgues et vitraux.

Das Foto rechts zeigt die Orgel / Orgelempore vor Umbau/Neubau 2009. Quelle: Orgelverzeichnis Schweiz und Liechtenstein.

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Disposition

I. Grand orgue C-g³

II. Positif expressif C-g³

P. Pedalwerk C-f¹

I. Grand orgue C-g³

1. Bourdon (C-g° Holz) 16'

2. Montre (Façade) 8'

3. Bourdon 8'

4. Prestant 4'

5. Flûte conique 4'

6. Doublette 2'

7. Fourniture IV 11⁄3'

8. Cornet (ab c¹) III

9. Trompette 8'

1. Bourdon à cheminée 8'

2. Salicional (C-Fs ged.) 8'

3. Prestant 4'

4. Flûte traversière 4'

5. Nasard 22⁄3'

6. Doublette 2'

7. Tierce 13⁄5'

8. Cymbale IV 1'

9. Cromorne 8'

1. Soubasse 16'

2. Flûte (C-H comb. M 8') 8'

3. Bourdon (C-g° comb. B 8') 8'

4. Flûte 4'

5. Basson 16'

6. Trompette 8'

Accouplement
Tirasses Grand orgue et Positif
Tremblant pour Positif

Quelle: Website der Fa. Metzler Orgelbau AG

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Innen (3) · Gewölbe & Schlußsteine im Schiff, Chor und den Seitenschiffen

Innen (4) · Fenster im Schiff und Chor

Hl. Vincenc

In einem schmalen Fenster über der Orgeltreppe hat Jean Prahin den heiligen Vincent dargestellt und daneben, auf der Bergseite, die vier Elemente : Erde, Wasser, Luft und Feuer, gemäß der antiken Lehre von den Grundstoffen. Diesen Fenstern entsprechen auf der Seeseite jene mit den stark stilisierten Symbolen der vier Evangelisten: der Stier des Lukas, der Löwe des Markus, der Adler des Johannes und der beflügelte Mensch des Matthäus, in feinfühligem Zusammenspiel der jeweiligen Farben. [Das Bild des Evang. Lukas fehlt unten, da die neue Orgelempore es verdeckt].

Die mittleren drei der insgesamt fünf Chorfenster halten bedeutungsvolle Ereignisse aus dem Leben Christi fest: da ist links das blaue Weihnachtsfenster mit der Lilibenblüte als Ausdruck der Reinheit, und mit dem Bethlehemstern. Das mittlere Fenster, vorwiegend in Rot gehalten, erzählt von Ostern und vom Wirken des Heiligen Geistes. Das Fenster rechts mit Dornenkrone und krähendem Hahn soll an Leiden und Sterben des Herrn erinnern. Das Abendmahlsfenster mit Brot und Kelch und das Fenster der Offenbarung beschließen diese eindrückliche Predigt aus Farben und Licht.

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Impressum

Montreux · Saint Vincenc fotografiert am 15.09.2015, 15.07.2016, 28.07.2016, 02.08.2017
© 2017 Foto-Kunst Andreas Keller - Ehrenhalde 14, 70192 Stuttgart
Auf www.kirchen-online.com veröffentlicht am 07.09.2017 (83 Bilder) SDG

Externe Links überprüft: 07.05.2022

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